Zitierter Artikel aus: „Darmstädter Echo“ von Mo 18. Juni 2012
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Lindenhofstraße autofrei für einen Tag
Verkehr – Bündnis „Verkehrswende“ will öffentlichen Raum beleben
Parkplätze, findet Martin Huth, gibt es in Darmstadt genug. Alleine 1.500 gebe es in der östlichen Innenstadt. Nicht einmal an Adventswochenenden, wenn der Einkauf vor dem Fest Hochkonjunktur hat, seien die Parkhäuser voll besetzt. Ziel des „Aktionsbündnis Verkehrswende“ ist es, Raum schaffen für andere Verkehrsteilnehmer – zum Beispiel in der Lindenhofstraße.
„Das ist ein Haupt-Fuß- und Fahrradweg in die Innenstadt, und gleichzeitig eine Sichtachse auf die Stadtmauer“, erklärt Huth. 15 Parkplätze gibt es dort, drei Stunden kostenloses Parken ist erlaubt. „Das Argument kostenlos zieht offenbar bei vielen.“
Huth hat einmal selbst eine halbe Stunde nachgezählt und ist auf 180 Fußgänger gekommen, dazu 18 Autos – aber nur zwei Parkplatzwechsel. „Es gibt unheimlich viel Suchverkehr.“ Außerdem hätten Autos fast diegesamte Straßenbreite für sich, den Fußgängern, obwohl in der Überzahl, bliebe nur ein Streifen von einem Meter dreißig.
Deshalb möchte er mit der Aktion „Stadt statt Parkplatz“ demonstrieren, wie sehr die Lindenhofstraße ohne Autos an Qualität gewinnt. Statt der Boliden am Straßenrand parken Fahrräder, an Zelten wird über die Ziele des Bündnisses informiert, den Asphalt zieren Kreide-Mandalas. Der Blick auf Stadtmauer und Jugendstilbad ist frei.
„Unser Ziel ist es, dass es so bleibt, wie es jetzt ist, nämlich autofrei.“ Dazu müssten Autos vermehrt in den Parkhäusern abgestellt werden, die Wege für Anwohner würden sich verlängern, gesteht Huth zu. „Es bräuchte dann eine Anwohnerregelung mit Q-Park.“Ein zweites Anliegen ist, auf das Gehwegparken aufmerksam zu machen. Viele Autofahrer würd
en ihren Wagen wie selbstverständlich mit zwei Reifen auf dem Bürgersteig parken. „Das Gehwegparken ist zum Quasi-Recht geworden. Dabei gibt es dieses Recht nicht“, sagt Jörg Urban vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. „Das kann so nicht bleiben.“
Dafür hat Martin Huth ebenso wie für die autofreie Lindenhofstraße eine Unterschriftenliste ausgelegt. Auch hat er zu diesem Thema Daten gesammelt und sich das Parkverhalten in verschiedenen Stadtteilen notiert. Sein Fazit: Im Verlegerviertel oder in der
Waldkolonie sei die Lage gut. „Aber wenn man ins Woogsviertel schaut, ist es traurig.“ Rund ein Meter betrage der Abstand zwischen Autos und Bürgersteigbegrenzung an den meisten Stellen, für neue Wege sei eine Breite von 2,50 Meter vorgeschrieben. „Oft können zwei Fußgänger nicht nebeneinander laufen.“
Dabei sei das Gehwegparken, sofern nicht durch ein blaues Schild erlaubt, rechtswidrig. Huth hofft, dass dies in Zukunft strenger geahndet wird. Hoffnung macht ihm die Aktion einer Gruppe aus Heidelberg: Nachdem diese im Stadtteil Handschuhsheim Flyer verteilt habe, sei der Anteil der Gehwegparker deutlich gesunken.