Das Ende der Stromerzeugung aus Steinkohle und Braunkohle wird derzeit intensiv diskutiert. Dabei kommen die einzelnen Positionen endlich mal klar ans Licht.
Der Ministerpräsident von Brandenburg (dort ist das Braunkohlerevier Lausitz) wurde in der Tagesschau gefragt, wann aus seiner Sicht ein gutes Ausstiegsdatum wäre. Er überlegte dann laut, dass der Tagebau etwa im Jahr 2040 ausgekohlt sei. Das sei also ein gutes Ausstiegsdatum.
Dass die meiste Braunkohle in der Erde bleiben muss, um die Klimaziele zu erreichen, interessiert diesen Menschen nicht.
In Nordrhein-Westfalen sieht es ähnlich aus: gerade haben wir erlebt, wie RWE und Landesregierung im Schulterschluss den Hambacher Wald geräumt hatten und roden wollten.
Der NRW-Innenminister Reul sagte z.B. dem WDR:
„Ein Teil der Menschen demonstriert friedlich. Aber ein anderer Teil der Menschen, die Kriminellen, die im Wald sind, haben die Zeit genutzt, um neue Häuser zu bauen. Daher haben Polizisten den Wald geschützt“, sagte Reul und kündigte weiterhin ein konsequentes Vorgehen der Polizei an: „Die Räumungen werden weiter gehen. Das hat ja auch mit den Rodungen gar nichts zu tun.“
Und zur Frage der Rodung:
Ich äußere mich zu dieser Frage nicht. [..] Wir kümmern uns um die Frage, dass da im Wald Gefahr im Verzuge ist. Der Staat hat dafür zu sorgen, dass diese Gefahr [die Baumhäuser] aus der Welt geschafft wird.
Was Herr Reul hier sagt, ist so verlogen, denn natürlich geht es darum, dass der Wald gerodet werden soll, und nicht um die Baumhäuser, die seit Jahren dort waren. Die Kriminalisierung der Aktivisten finde ich untragbar.
Tatsächlich wurde ja unmittelbar nach der Räumung des letzten Baumhauses der Wald mit Graben und Wall eingezäunt – wie im Mittelalter.
Zum Glück wurde die Rodung im letzten Moment am 5.10.2018 gerichtlich gestoppt.
Ein kleiner Exkurs zu Dienstwagen:
Die besonders gesicherten Audi-A8-Limousinen von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) toppen den NRW-Durchschnittswert noch: Sie seien mit einem CO2-Ausstoß von 376 Gramm pro Kilometer unterwegs – also fast das Dreifache des EU-Grenzwertes.
Beim Thema Klimaschutz wird in der Bundes- und Landespolitik auf Zeit gespielt. Der NABU-Präsident beschwert sich zu Recht, es passiere „nichts, nichts, nichts„.
Ich wiederhole mich: Wir haben keine Zeit zu verlieren. Was wir jetzt nicht an CO2-Ausstoß einsparen, müssen wir in naher Zukunft umso mehr einsparen. Sonst gibt es einen Klimawandel, der sich gewaschen hat.
Sogar das Deutsche Institut für Wirtschaft kommt in einer jüngst veröffentlichten Studie zum Schluss, dass „nur ein zügiger Kohleausstieg in Deutschland und Nordrhein-Westfalen die Klimaziele für das Jahr 2030 sichert“.
Jüngst hat der IPCC einen Sonderbericht zum Thema „Auswirkungen eines globalen Temperaturanstieges um 1,5°C“ veröffentlicht. (deutsche Zusammenfassung auf 4 Seiten)
Auf tagesschau.de wird der IPCC so zitiert:
„Die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen erfordert rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft“
Kohleausstieg? Gestern wäre die richtige Entscheidung für einen Ausstieg! Jede Tonne die in der Erde verbleibt ist ein Gewinn für die Menschheit.
Keine Alternativen? Aber Sicher! => Strom aus Wind und Sonne , daraus Wasserstoff herstellen, damit CO2 aus der Luft verketten und o Wunder: Wir haben synthetischen Kraftstoff gewonnen der ganz konventionell als Antrieb von Kraftfahrzeugen und Flugzeugen genutzt werden kann. Warum tun wir das nicht? Weil der Schmerz noch nicht groß genug ist : (aber muss denn erst halb Niederlande von der steigenden Nordsee überflutet sein, und Hamburg und London und???)
Und Warum?
Weil bereits heute die Emissionsgrenze bei der die Erde völlig eisfrei werden wird überschritten ist: Selbst wenn wir ab heute kein CO2 mehr emittieren würden genügen die heute gemesenen 410ppm bereits für ein vollständiges Abtauen des Eises auf Grönland und der Antarktis.
Woher habe ich das? Es sind allgemein zugängliche Informationen zur Klimageschichte der Erde. Aus Eisbohrkernen hat man die letzten 800tausend Jahre rekonstruiert. Zur Zeit davor diente die Analyse von Mineralien als Quelle. Das Ergebnis: Ein Diagramm des CO2 Gehaltes der Erde von heute bis vor mehr als 65MIO Jahren.
Was sagt uns das Diagramm? Die Durchschnittstemperatur korreliert mit dem CO2 Gehalt. Erst bei CO2 Gehalten unter 400 ppm begann die Vereisung der Antarktis. Davor war der Meeresspiegel für mehr als 40 MIO Jahre konstant etwa 75m höher als heute. Genau das wird das Endergebnis der gegenwärtigen sehr schnell ablaufenden Erwärmung sein. Mit einem größen Potential an Prozessen die die Abtaugeschwindigkeit noch erhöhen werden (von derzeit 4mm pro Jahr auf 4cm pro Jahr ( vergleiche Abtaugeschwindigkeiten nach der letzten Eiszeit mit heute und morgen !).
Im Resultat müssen wir entweder heute beginnen beispielsweise Klimaneutral Energie zu erzeugen und zusätzlich Luft- CO2 wieder zu binden, oder es wird nur noch wenige Jahrzehnte dauern bis die Erde nur noch Lebensraum für weit aus weniger Menschen bietet als wir heute bereits sind.
Was das bedeutet kann sich jeder selbst ausmalen.